Der Preller by Wallace Edgar

Der Preller by Wallace Edgar

Autor:Wallace, Edgar [Wallace, Edgar]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-03-05T09:31:09+00:00


Ihr ergebener Preller‹

Das Mädchen von Gibraltar

Baltimore Jones hatte in der Levante reinen Tisch gemacht; vom Piräus bis Alexandrien, von Tripolis bis Messina hatten müde, erschöpfte Männer auf Kosten des Inhalts ihrer Brieftaschen seine Fingerfertigkeit im Kartenspielen bewundern dürfen. Immer lächelnd, hatte er Piaster und Drachmen, Lire, Pfund Sterling und Dollars eingeheimst, immer und immer wieder - höhnischer Trost - den Leidtragenden die Worte zugerufen: »Schade, aber - was will man machen, wenn einem das Glück so treu bleibt?« Es gehörte zu seinen ständigen Redensarten: »Nicht jeder kann gewinnen.« Dies mochte zutreffen, aber wo Baltimore Jones mitspielte, kam nur er als Gewinner in Frage, gleichgültig, wie Fortuna die Karten mischte. In seiner Hüfttasche ruhte, wohlverwahrt, ein dickes Banknotenbündel, mit dem er, um eine Abschlußsitzung zu veranstalten, eines schönen Tages in Gibraltar landete.

Zu tun hatte er eigentlich wenig in diesem langweiligen Städtchen, das sein Leben nur Englands Gnade verdankte. Zu Tode gelangweilt, war er dem Heulen nahe, während er sich - sehr gegen seinen Willen - beim Klang der Instrumente des Alameda-Orchesters spät abends ›erholte‹. Seine Aufmerksamkeit wurde auf ein schluchzendes junges Mädchen gelenkt, das immer noch auf einer versteckten Bank saß, obwohl sich alle militärischen und Zivilpersonen schon auf dem Nachhauseweg befanden.

Baltimore Jenes hörte eine Weile zu. Dann erhob er sich und versuchte, die Weinende - Agathe Maccall, genannt Bessie - zu trösten. Seine weiche, wohllautende Stimme, die auch einem Griechen das Geld aus der Tasche zu ziehen vermochte, versagte nicht. Bessie Maccall unterbrach ihr Schluchzen, um ihm ihre Leidensgeschichte zu erzählen. Sie war Gouvernante im Haus des Oberst Sipp, dessen Gattin ihr das Leben sauer machte. Nachdem Bessie sich beruhigt hatte, begleitete er sie nach Hause und sah unter dem Licht eines Kandelabers zum erstenmal ihr Gesicht. Und was er sah, erschien ihm gut und annehmbar. Von nun an traf er sich mit ihr an jedem Konzertabend, bis er nach Ablauf einer Woche dieser platonischen Verehrung überdrüssig wurde. Seine Einladung, zum Wochenende nach Algeciras zu fahren und dort am Sonntag einem Stierkampf beizuwohnen, hatte Bessie Maccall zu seinem Erstaunen als ›unpassend‹ abgelehnt. Er hatte sein schwerstes Geschütz aufgefahren, hatte alle seine Beredsamkeit spielen, alle Sprüche aufmarschieren lassen, die längst verstorbene Lebemänner für derartige Situationen auf Lager hatten - alles war vergebens gewesen. Bessie Maccall blieb in diesem Kampf um ›Prinzipien‹ Siegerin.

Erst nach Ablauf einer Woche lächelte Mr. Jones das Glück, Bessie hatte einen neuen Auftritt mit Frau Oberst Sipp gehabt, der dem Faß den Boden ausgeschlagen hatte. Baltimore Jones unterstützte den Sturm auf die geschwächte feindliche Position noch dadurch, daß er ihr in glühenden Worten die Herzlichkeit des Willkommensgrußes vor Augen hielt, der ihr bei ihrer Rückkehr nach England gewiß sei. Alles schien demnach für die Pläne Mr. Jones’ gutzugehen; er sah sich am Ziel seiner Wünsche, wenn nicht …

Der Preller hatte seinen Urlaub abgebrochen. Er glaubte, es sei genügend Zeit verflossen, man habe ihn vergessen und über seine anrüchigen Taten sei Gras gewachsen. Er war heute zum erstenmal nach Gibraltar gefahren, während Paul, sein Sekretär, in Algeciras zurückgeblieben war und sich inzwischen im herrlichen Garten des Hotels Regina Christina nach Kräften langweilte.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.